Bündnis Zukunft Österreich – BZÖ

Das 2005 von Jörg Haider gegründete BZÖ ist seit 2013 nicht mehr im Nationalrat vertreten; im Kärntner Landtag hat das BZÖ nach der Wahl 2013 zwei Sitze.

Für die Jahre 2014 und 2015 sind nur Informationen zu den Finanzen des Kärntner BZÖ aus Rechenschaftsberichten an das Land Kärnten verfügbar. Für das Jahr 2013 hat das BZÖ einen Rechenschaftsbericht an den Rechnungshof übermittelt.

Öffentliche Förderungen

Wir versuchen ausbezahlte öffentlichen Förderungen zu dokumentieren, die an die Parteien fließen, sowie an parteinahe Organisationen, die ihre Finanzen nicht offenlegen müssen – etwa Parlaments- und Landtagsklubs, Gemeinderatsfraktionen und Parteiakademien.

Diese Geldflüsse sind bislang insbesondere auf Landes- und Gemeindeebene nicht im Detail nachvollziehbar. Die Angaben sind nicht vollständig, da wir nicht von allen Stellen und für alle Jahre die gesuchte Auskunft bekommen.

Die folgenden öffentlichen Mittel, die das BZÖ, seine Parlaments- und Landtagsklubs und Parteiakademien flossen, konnten wir durch Auskunftsbegehren nachvollziehen – Abgrenzungen zu FPÖ und FPK basieren auf den Angaben der jeweiligen Fördergeber:

2015

Die einzigen verfügbaren Finanzdaten für 2015 finden sich in einem Landes-Rechenschaftsbericht des BZÖ Kärnten, der dem Land Kärnten übermittelt wurde.

Das BZÖ Kärnten hatte demnach Einnahmen von 921.734 Euro. 916.892 Euro kamen aus Förderungen vom Land Kärnten, davon waren 182.783 Euro eine Vorauszahlung für das Jahr 2016.

Keine Einnahmen gab es aus Spenden, Sponsoring und Inseraten.

Die Ausgaben des BZÖ betrugen 539.118 Euro.

Bei den Kärntner Gemeinderatswahlen 2015 hat das BZÖ nicht kandidiert. Bei den Gemeinderatswahlen 2009 hatte die Partei 30,94% der Stimmen erhalten.

2014

Für 2014 liegen nur Daten aus einem Finanzbericht des Kärntner BZÖ vor, Rechenschaftsbericht an den Rechnungshof hat das BZÖ keinen übermittelt.

Die Gesamteinnahmen des Kärntner BZÖ betrugen 752.970 Euro:

  • 728,980 Euro davon waren Fördermittel des Landes;
  • Ein 20.000-Euro-Darlehen erhielt die Partei von der „Interessensgemeinschaft BZÖ” im Kärntner Landtag;
  • Aus Mitgliedsbeiträgen nahm die Partei 3.093 Euro Euro ein;
  • 160 Euro wurden durch Spenden lukriert.

Wahlkampfkosten

2014 ist das BZÖ bei der Wahl zum EU-Parlament angetreten und hat 0,5% der Stimmen erhalten. Da das BZÖ für 2014 keinen Rechenschaftsbericht vorgelegt hat, liegen für dieses Jahr keine Angaben zu Wahlkampfkosten vor.

2013

Insgesamt 7,02 Millionen Euro an Einnahmen verbuchte das BZÖ laut seinem Rechenschaftsbericht 2013:

  • Knapp 4,77 Millionen Euro davon aus staatlichen Förderungen;
  • 1,75 Millionen Euro an Einnahmen kamen aus einem verzinsten Darlehen vom BZÖ-Parlamentsklub (Spenden von Klubs an Parteien sind verboten – ob das Geld jemals an den Klub zurückgezahlt wurde, der sich nach der Nationalratswahl 2013 aufgelöst hat, ist nicht bekannt);
  • 461,139 Euro verbuchte das BZÖ aus „sonstigen Erträgen”;
  • 17.620 Euro kamen aus Mitgliedsbeiträgen;
  • Knapp über 5.000 Euro nahm das BZÖ aus Abgaben von Partei-Mandataren ein.

Der Rechenschaftsbericht 2013 enthielt keine vollständigen Angaben für Niederösterreich, wo sich die Landesorganisation 2013 aufgelöst hatte.

Spenden

Im Nationalratswahl-Jahr 2013 meldete das BZÖ Spenden im Gesamtwert von 5.580 Euro. Keine Spende wurde namentlich offengelegt, demnach dürfte kein Spender mehr als 3.500 Euro gegeben haben. Einnahmen aus Sponsoring oder Inseraten meldete das BZÖ keine.

Wahlkampfkosten

2013 meldete das BZÖ rund 3.2 Millionen Euro an Wahlkampfkosten:

  • Für den Nationalratswahlkampf gab das BZÖ 2,77 Millionen Euro aus, verpasste mit 3,5% der Stimmen aber den Wiedereinzug. Weil die Partei mehr als ein Prozent der Stimmen erzielte, erhielt das BZÖ 414.365 Euro als einmalige Förderung vom Bund.
  • Im Kärntner Landtagswahlkampf 2013 gab das BZÖ laut eigenen Angaben 490.000 Euro aus und blieb damit knapp unter der Wahlkampfkosten-Obergrenze von einer halben Million Euro. Die Partei erhielt 6.4% der Stimmen und damit zwei Mandate im Landtag.  
  • Parteifirmen

    Das BZÖ war der alleinige Eigentümer der 2005 gegründeten Orange Werbeagentur GmbH, bis die Firma im Mai 2012 aufgelöst und im Februar 2014 aus dem Firmenbuch gelöscht wurde.

    Die Firma wurde dem Rechnungshof allem Anschein nach erst verspätet vom BZÖ gemeldet, weshalb der Rechnungshof erst 2016 feststellen konnte, ob die öffentliche Hand 2013 Rechtsgeschäfte mit der Firma getätigt hatte – abgesehen von 101 Euro Umsatz mit der Wiener Zeitung wurden keine Geschäfte mit staatlichen Stellen bekannt.

    Rund um den Nationalratswahlkampf 2006 gingen Zahlungen von 720.000 Euro von der Telekom Austria in der sogenannten Telekom Affäre unter anderem über die Agentur Orange an das BZÖ. Nach einem OGH-Urteil von 2015 muss das BZÖ die Gelder nicht an die Telekom zurückzahlen.

    2006 verrechnete die Agentur den Österreichischen Lotterien 300.000 Euro für die Erstellung eines 9-seitigen “Schein-Gutachtens”, wie aus mehreren parlamentarischen Anfragen der Grünen hervorging.  

    2005 hatte auch die Baufirma Strabag 240.000 Euro an die Agentur gezahlt und so die Partei finanziert, wie der damalige Vorsitzende Hans Peter Haselsteiner 2013 einräumte.

    Im Firmenkompass taucht das BZÖ nicht als Eigentümer von Unternehmen auf.

    Verfehlungen & Sanktionen

    Der Rechnungshof meldete dem Unabhängigen Parteien-Transparenz-Senat (UPTS), der bei Verstößen gegen das Parteiengesetz Sanktionen verhängen kann, dass

    • das BZÖ 2013 die Finanzdaten seiner Landesorganisation in Niederösterreich unvollständig gemeldet hatte und dass
    • das BZÖ 2013 eine unzulässige Spende von seinem Parlamentsklub angenommen hatte, was das Parteiengesetz verbietet.

    Der UPTS verhängte eine Geldbuße von 15.000 Euro gegen das BZÖ wegen unvollständiger Angaben zu den Einnahmen und Ausgaben des BZÖ-Niederösterreich.

    Der UPTS stellte das Verfahren betreffend einer unzulässigen Spende durch den Parlamentsklub an die Partei ein, da der Rechnungshof – dessen Experten die Partei nicht selbst prüfen dürfen – zwar keine Anhaltspunkte fand, die den Verdacht einer rechtswidrigen Spende „entkräften würden”, aber der UPTS in dieser Beobachtung des Rechnungshofs keinen „vermuteten Verstoßsah, der notwendig gewesen wäre, um Sanktionen zu verhängen.

    Weiterführende Informationen

Die Freiheitlichen in Kärnten (FPK)

Die Freiheitlichen in Kärnten (ehemals FPK, jetzt: FPÖ Kärnten) haben für die Jahre 2013 bis 2015 keine Rechenschaftsberichte an den Rechnungshof übermittelt.

Einige Informationen zu den Finanzen der Partei sind in Berichten zu finden, die die Partei der Kärntner Landesregierung übermittelt hat. 

Von 2005 bis 2009 waren Die Freiheitlichen in Kärnten – Freiheitliche Partei Kärntens (FPK) Teil des BZÖ, ab 2010 gab es eine Annäherung an die FPÖ. Bei einem Parteitag 2013 wurde für die Wiedervereinigung mit der FPÖ gestimmt. In der Folge gab es eine enge Kooperation mit der FPÖ – die Partei, die als Verein registriert ist, bezeichnete sich seither als „FPÖ Kärnten“. Beim FPÖ-Bundesparteitag im März 2017 wurde die Rückkehr der FPK unter das Dach der FPÖ formell vollzogen.

Öffentliche Förderungen

Wir versuchen, die öffentlichen Gelder zu dokumentieren, die an die Parteien fließen – auch an Parteiorganisationen, die ihre Finanzen nicht offenlegen müssen, darunter Landtags- und Gemeinderatsklubs. Wir recherchieren die Geldflüsse durch Anträge nach dem Auskunftspflichtgesetz, die wir über unsere Plattform FragDenStaat.at an Behörden richten, und sammeln Daten zu ausbezahlten Förderungen, die – bislang nur einige wenige – staatliche Stellen online veröffentlichen.

Diese Geldflüsse sind bislang insbesondere auf Landes- und Gemeindeebene nicht im Detail nachvollziehbar. Da wir aber nicht von allen Stellen und für alle Jahre die gesuchte Auskunft bekommen, sind die Angaben nicht vollständig.

2014

DIe FPK meldete 2014 Gesamteinnahmen von 1,6 Millionen Euro, die überwiegend aus Landesförderungen kamen (1,4 Millionen). Knapp 58.000 Euro stammten aus Mitgliedsbeiträgen, 56.000 aus Erträgen des Landtagsklubs (woher dieser die Mittel hat – ob aus Förderungen, Spenden oder anderen Einnahmequellen, ist nicht nachvollziehbar. Spenden von Klubs an Parteien sind nach dem Parteiengesetz verboten). 46.620 Euro nahm die Partei aus Abgaben von Mandataren und Funktionären ein, sowie knapp 42.000 Euro aus nicht weiter beschriebenen „sonstigen Erträgen”.

Spenden, Sponsoring

Im Kärntner Rechenschaftsbericht sind keine Einnahmen aus Spenden an die Landespartei ausgewiesen – ob und welche Spenden es an Bezirks- und Ortsorganisationen oder an den Landtagsklub gab, lässt sich jedoch nicht nachvollziehen.

2013

2013 traten die Freiheitlichen in Kärnten bei der Landtagswahl an. Bei der Nationalratswahl im September 2013 haben „Die Freiheitlichen in Kärnten — Freiheitliche Partei Kärntens (FPK)“ in Kärnten auf einer Liste mit der FPÖ kandidiert, wobei die FPK laut FPÖ-Rechenschaftsbericht die Kosten für die Wahlwerbung trug. Die entsprechenden Ausgaben sind nicht nachvollziehbar, da die FPK dem Rechnungshof keinen Rechenschaftsbericht übermittelt hat.  

Im Bericht an die Kärntner Landesregierung gibt die FPK für 2013 Gesamteinnahmen von knapp 4,33 Millionen Euro an: 1,58 Millionen Euro aus öffentlichen Förderungen, 2,05 Millionen Euro wurden mit Krediten finanziert, knapp 394,000 Euro wurden aus „Erstattungen“ eingenommen (wobei nicht nachvollziehbar ist, was von wem erstattet wurde), und 121.609 Euro kamen aus “sonstigen Erträgen” – auch hier ermöglicht der Rechenschaftsbericht keine Rückschlüsse auf die Quelle. Dazu kamen knapp 97.000 Euro durch Abgraben von Parteifunktionären und 58.000 Euro durch Mitgliedsbeiträge in die Parteikassa.

Spenden, Sponsoring

Spenden hat die Landespartei laut eigenen Angaben im Jahr der Kärntner Landtags- und der Nationalratswahl keine bekommen. Aufgrund des fehlenden Rechenschaftsberichts sind keine Rückschlüsse über etwaige Spenden an Bezirks- oder Gemeindeorganisationen oder an nahestehende Organisationen möglich.

Ob es Einnahmen aus Sponsoring oder Inseraten gab, die etwa als “sonstige Einnahmen” verbucht wurden, lässt sich nicht nachvollziehen.

Parteifirmen

Da die FPK keinen Rechenschaftsbericht an den Rechnungshof übermittelt hat – dafür sieht das Parteiengesetz keine dezidierten Sanktionen vor – wurden auch keine Angaben über parteieigene Firmen gemacht. Wäre die FPK ihrer gesetzlichen Offenlegungspflicht nachgekommen, so hätte der Rechnungshof feststellen können, ob und wieviele Aufträge Parteifirmen von der öffentlichen Hand erhalten haben.

Freiheitliche Werbeagentur Kärnten GmbH

Seit der Firmengründung 2007 hielten die Freiheitlichen in Kärnten 100% an der Freiheitliche Werbeagentur Kärnten GmbH, ab Anfang 2013 hieß die Firma Freiheitliche Werbeagentur Kärnten GmbH. Am 17.03.2017 wurde die Firma aufgelöst. 

2011 deckte News-Chefreporter Kurt Kuch fragwürdige Geschäftsaktivitäten der Firma auf: Dokumente deuteten darauf hin, dass die Connect aufgrund ihrer „ausgezeichneten Kontakte zu Mitgliedern der Kärntner Landesregierung” Aufträge der öffentlichen Hand an einen Anwalt vermittelte, und dafür Vermittlungsprovisionen von 30% kassieren sollte. Laut Berichten von News und Kleiner Zeitung flossen Rechnungsbeträge von Connect-Kunden, von denen einige Landesförderungen oder -Aufträge erhalten hatten, direkt auf das Parteikonto der FPK.

Der damalige Geschäftsführer der Firma, der FPK-Landtagsabgeordnete Manfred Stromberger, trat daraufhin zurück, Ermittlungen in der Causa gegen den damaligen Landeshauptmann und späteren Bundesrat Gerhart Dörfler wurden 2014 eingestellt.

Die FPK wickelte, wie sie später eingestand, im Jahr 2013 Wahlkampfaktivitäten im Wert von 90.000 Euro für die Kärntner Landtagswahl über die Firma ab, die Wahlkampfkosten-Obergrenze für Parteien von 500.000 Euro wurde so umgangen.

Ab 2014 war Harald Trettenbrein, Kärntner Landtagsabgeordneter und seit 2012 stellvertretender Klubchef der FPK, Geschäftsführer der Firma. In den Jahren von 2007 bis 2010 hatte die Firma laut Kleiner Zeitung keine Mitarbeiter, laut Firmencompass gab es 2012 und 2015 einen Mitarbeiter, 2013 und 2014 zwei.

Es fällt auf, dass die Bilanzsumme 2013 – dem Jahr der Kärntner Landtagswahl und der Nationalratswahl – ein Mehrfaches der Bilanzsumme anderer Jahre betrug: von 284.000 Euro im Geschäftsjahr 2012 stieg die Bilanzsumme 2013 auf 2 Millionen Euro und fiel 2014 auf 244.000 Euro. Der Umsatz oder ein Zusammenhang mit der Landtagswahl lässt sich aus der Bilanz nicht ableiten.

Weiterführende Informationen