Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ)

Die FPÖ finanziert sich überwiegend durch öffentliche Parteienfinanzierung von Bund- und Ländern. Die Gesamteinnahmen der Partei lagen zuletzt bei knapp 34 Millionen Euro – Parlaments-, Landtags- und Gemeinderatsklubs sowie Parteiakademien sind darin nicht eingerechnet.

Nur wenige Spenden von Privaten hat die FPÖ laut ihren Rechenschaftsberichten in den Jahren 2013 bis 2015 erhalten. Die Finanzen der Freiheitlichen in Kärnten sind in den Berichten nicht inkludiert.

Seit Beginn der Meldepflicht Mitte 2012 hat die FPÖ keine erhaltene Großspende von über 50.000 Euro an den Rechnungshof gemeldet.

In den Jahren 2013 bis inklusive 2015 verbuchte die FPÖ insgesamt 9 Millionen Euro mehr Einnahmen als Ausgaben, wie aus den Rechenschaftsberichten hervorgeht. In diesen Jahren wurden jedoch Kredite von knapp 11,1 Millionen Euro aufgenommen, während Kreditkosten und -Rückzahlungen von 5,78 Millionen Euro ausgewiesen wurden.

Mit Abstand größter Spender ist der Verband Freiheitlicher und Unabhängiger Gemeindevertreter Niederösterreichs, eine Vorfeldorganisation der dortigen Landes-FPÖ, die Wahlkämpfe mit mehr als 900.000 Euro finanziert hat.

Gelder fließen auch von einigen Unternehmen der öffentlichen Hand, bei denen Parteifunktionäre im Aufsichtsrat sitzen: diese schalten Inserate in Parteimedien in Linz und Wels.

Öffentliche Förderungen

Wir versuchen ausbezahlte öffentlichen Förderungen zu dokumentieren, die an die Parteien fließen, sowie an parteinahe Organisationen, die ihre Finanzen nicht offenlegen müssen – etwa Parlaments- und Landtagsklubs, Gemeinderatsfraktionen und Parteiakademien.

Diese Geldflüsse sind bislang insbesondere auf Landes- und Gemeindeebene nicht im Detail nachvollziehbar. Die Angaben sind nicht vollständig, da wir nicht von allen Stellen und für alle Jahre die gesuchte Auskunft bekommen haben.

2016

Mit rund 7,95 Millionen Euro unterstützte die FPÖ die Bundespräsidentschaftskampagne von Norbert Hofer, wie aus der Offenlegung der Kampagne hervorgeht.

6,26 Millionen Euro gab demnach die FPÖ Bundespartei, 1,69 Millionen Euro kamen von Landesparteien. Die Freiheitlichen in Kärnten (FPK) gaben darüber hinaus rund 63.000 Euro.

Den Rechenschaftsbericht für 2016 muss die FPÖ bis Ende September 2017 an den Rechnungshof übermitteln, der diesen voraussichtlich im ersten Halbjahr 2018 veröffentlicht.

Großspenden über 50.000 Euro wurden dem Rechnungshof keine gemeldet.

2015

Die Gesamteinnahmen der FPÖ im Jahr 2015 betrugen 33,9 Millionen Euro, die gesamten Ausgaben rund 34,26 Millionen Euro, wie aus dem Rechenschaftsbericht hervorgeht.

24,2 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln gingen an Bundes- und Landesparteien (weitere Gelder gingen an Bezirks- und Ortsorganisationen, für die nur Gesamteinnahmen pro Bundesland im Rechenschaftsbericht ausgewiesen werden). Die Partei nahm rund 3,6 Millionen an neuen Krediten auf. Während die Einnahmen aus den Abgaben von Mandataren und Funktionären mit 955.563 Euro gegenüber den Vorjahren konstant blieben, fielen Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen von 429.626 Euro (2014) auf 351.811 Euro (2015).

Die Partei verbuchte weiters 166.858 Euro an “sonstigen Einnahmen” sowie 121.377 Euro aus “sonstigem Vermögen” – Details zum Ursprung der Gelder gehen aus dem Bericht keine hervor.

Spenden

2015 meldete die FPÖ erhaltene Spenden in Höhe von 424.094 Euro, zwei davon sind namentlich offengelegt (verpflichtend ab einem Wert von 3.500 Euro):

  • 400.552 Euro spendete der Verband Freiheitlicher und Unabhängiger Gemeindevertreter Niederösterreich, eine Vorfeldorganisation der FPÖ Niederösterreich zur “Bestreitung der Wahlwerbungsausgaben für die Gemeinderatswahl im Jahr 2015”. Wie der Verband die Gelder erwirtschaftet hat lässt sich auf Basis der Rechenschaftsberichte nicht nachvollziehen. 2014 hatte der Verband der FPÖ mehr als eine halbe Million Euro gespendet. Die Zuwendung wurden nicht als Großspenden (ab 50.000 Euro) an den Rechnungshof gemeldet da keine der einzelnen Zahlungen diesen Betrag überstiegen habe. 2013 erhielt der Verband eine Förderung des Landes Niederösterreich von 16.870 Euro, in den folgenden Jahren bis inklusive 2016 keine Förderungen mehr ausbezahlt, geht aus einer Auskunftserteilung auf Anfrage von Parteispenden.at hervor.
  • 10.000 Euro spendete die Erlinger Holding GmbH (Eigentümer: Richard Erlinger) an FPÖ-Gemeindeorganisationen in Oberösterreich, wobei zweimal je 5.000 Euro flossen. Eine Tochter der Holding, die Erlinger Immobilien GmbH, betreibt unter anderem Einkaufszentren in St. Georgen im Attergau (OÖ), Sieghartskirchen (OÖ) und Parndorf (NÖ).

Inserate & Sponsoring

49.636 Euro nahm die FPÖ 2015 aus Inseraten in Parteimedien ein. Die folgenden Inserate hatten laut Rechenschaftsbericht einen Wert von über 3.500 Euro und wurden namentlich offengelegt:

  • Die Linz AG schaltete Inserate im Wert von mindestens 13.996 Euro in der FPÖ-Zeitung “Wir Linzer”, die von der Bezirks-FPÖ Linz-Stadt herausgegeben wird. Die Linz AG ist ein Versorger für Energie, Telekommunikation, und kommunale Dienste; alleiniger Aktionär ist die Stadt Linz. Im Aufsichtsrat der Linz AG sitzt auch der Linzer Vizebürgermeister Detlef Wimmer, der als Bezirksobmann der FPÖ Linz-Stadt auch als Herausgeber von „Wir Linzer“ fungiert.
  • Zwei Inserate im Wert von insgesamt 8.000 Euro schaltete die Messe Wels GmbH im Parteimedium herausgegeben von der FPÖ Ortsgruppe und Gemeinderatsfraktion Wels, sind im Rechenschaftsbericht ausgewiesen. Die Messe Wels ist eine 100%-Tochter der Wels Holding GmbH, die wiederum der Stadt Wels gehört. Aufsichtsratsvorsitzender der Wels Holding ist der Welser Bürgermeister Andreas Rabl, FPÖ (seit November 2015, davor ab 2013 Vizebürgermeister). Rabl ist auch Chef der FPÖ-Gemeinderatsfraktion und auf dem Cover aller Ausgaben von „Wels Aktuell“ abgebildet.
    Die Messe Wels hat jeweils zwei Inserate in „Wels Aktuell“ 1/2015 und 3/2015 geschalten, sowie eines in 2/2015 – es ist deshalb möglich, dass das Gesamtvolumen über den ausgewiesenen 8.000 Euro liegt, falls die Kosten der Einzelseite unter der Offenlegungsgrenze von 3.500 Euro lagen.
  • Die EWW AG, ebenfalls eine Tochter der Stadt Wels (49% direkt gehalten, 51% über die Holding Wels GmbH; Aufsichtsratsvorsitzender: Andreas Rabl), wird im Rechenschaftsbericht mit einem Inserat im Wert von 3.900 Euro in Wels Aktuell angeführt. Zwei Inserate der EWW finden sich Ausgabe 2/2015, eines in 3/2015 – es ist deshalb möglich, dass das bezahlte Gesamtvolumen über den namentlich ausgewiesenen 3.900 Euro liegt.   
  • Ein offengelegtes Inserat im Wert von 4.000 Euro in Wels Aktuell kam von der gemeinnützigen Genossenschaft Welser Heimstätte (2 Seiten finden sich in 1/2015, eine weitere in 2/2015).
  • Inserate der Sparkasse Oberösterreich finden sich in drei Ausgaben von Wels Aktuell, sind allerdings nicht im namentlich Rechenschaftsbericht offengelegt (vermutlich lag der Wert einzelner Inserate unter 3.500 Euro).

220 Euro erhielt die Partei aus Sponsoring, die Quelle war nicht offenzulegen.

Wahlkampfkosten

Die FPÖ gab 2015 mehr als 12,42 Millionen Euro für Wahlkämpfe aus, darunter:

2014

Die Partei verbuchte Einnahmen in Höhe von 30,92 Millionen, 24,87 Millionen davon waren öffentliche Fördermitteln an Bundes- und Landesparteien. Die gesamten Ausgaben der Partei lagen bei 26,7 Millionen Euro.

533.716 Euro an „sonstigen Erträgen und Einnahmen“ verbuchte die Partei insgesamt, 415.720 Euro davon die Bundespartei; 145.589 Euro wurden als „Einnahmen aus sonstigem Vermögen“ verbucht – Details zum Ursprung dieser Gelder finden sich im Rechenschaftsbericht keine.

Spenden

2014 meldete die FPÖ erhaltene Spenden in Höhe von 645.430 Euro, 7.379 Euro davon gingen an der Partei nahestehende Organisationen.

Drei Spenden wurden namentlich offengelegt, jedoch keine Großspenden an den Rechnungshof gemeldet, da laut Rechenschaftsbericht keine der einzelnen Zahlungen 50.000 Euro überstiegen habe:

Inserate & Sponsoring

Aus Inseraten in Parteimedien nahm die FPÖ laut eigenen Angaben 2014 20.079 Euro ein. Durch Sponsoring wurden 2.630 Euro eingenommen. Keine Sponsoren oder Inserenten wurden namentlich offengelegt.

In Ausgaben der FPÖ-Parteizeitung „Wir Linzer“ finden sich Inserate der stadteigenen Linz AG (siehe auch 2013 und 2015), die Einnahmen daraus dürften unter der Offenlegungsgrenze von 3.500 pro Inserat liegen.

Wahlkampfkosten

Für Wahlkämpfe gab die FPÖ 2014 knapp 4,4 Millionen Euro aus, darunter:

2013

FPÖ Bundes-, Landes-, Bezirks- und Ortsgruppen verbuchten im Nationalratswahljahr 2013 knapp 35.4 Millionen Euro an Einnahmen, denen Ausgaben von 30.3 Millionen Euro gegenüberstanden, wie aus dem Rechenschaftsbericht der Partei hervorgeht.

22,37 Millionen Euro nahmen Bundes- und Landesparteien demnach aus öffentlicher Parteienförderung ein.

Knapp 7,4 Millionen Euro an Krediten nahm die Partei neu auf, 5,4 Millionen davon die Bundespartei. Diese nahm auch mehr als eine Million Euro aus Veranstaltungen und Druckschriften ein.

Rund 145.000 Euro verbuchten Bundes- und Landesparteien als „Einnahmen aus sonstigem Vermögen“, weitere 111.000 als „sonstige Einnahmen und Erträge“ – Details zum Ursprung dieser Gelder lassen sind auf Basis des Rechenschaftsberichts nicht nachvollziehen.

Spenden

Im Jahr 2013 erhielt die FPÖ nach eigenen Angaben Spenden in Höhe von 6.820 Euro, weitere 3.868 Euro gingen an der Partei nahestehende Organisationen. Keine Spende wurde namentlich offengelegt.

Kritik des Rechnungshofs

Der Rechnungshof fand „konkrete Anhaltspunkte für Unrichtigkeiten bzw. Unvollständigkeiten“ im Rechenschaftsbericht für 2013. Die FPÖ habe im Vorfeld der Nationalratswahl unzulässige Spenden erhalten: Dabei handelte es sich um Inserate, Plakate und Informationssendungen, die vom Freiheitlichen Parlamentsklub beauftragt und bezahlt worden seien – das Parteiengesetz verbietet Geld- und Sachspenden von Parlaments- und Landtagsklubs an die Parteien.

Der Rechnungshof darf die Parteifinanzen selbst nicht prüfen, seine Experten konnten deshalb nicht endgültig feststellen, ob diese Wahlwerbung von der Partei bezahlt wurde, und damit im Rechenschaftsbericht erfasst hätten werden müssen, oder ob unzulässige Spenden vorlagen. Der Unabhängige Parteien-Transparenz-Senat (UPTS), der Sanktionen gegen Parteien verhängen kann, stellte das Verfahren gegen die FPÖ jedoch ein: der Verdacht des Rechnungshofs sei unzureichend. Ob tatsächlich Verstöße der FPÖ vorlagen, wurde nicht geklärt.

Inserate & Sponsoring

Laut Rechenschaftsbericht erhielt die FPÖ 2013 keine Einnahmen aus Sponsoring.

14.994 Euro an Einnahmen aus Inseraten in Parteimedien werden im Rechenschaftsbericht angeführt:

  • Diese kamen ausschließlich aus vier Inseraten der stadteigenen Linz AG in der Zeitung „Wir Linzer“, herausgegeben von der FPÖ Linz. Der Linzer FPÖ-Chef Detlef Wimmer saß als Stadtrat im Aufsichtsrat der Linz AG.
  • In zwei Ausgaben von „Wir Linzer“ (2/2013 und 3/2013) finden sich halbseitige Inserate vom Büro des Linzer des Linzer Sicherheitsstadtrates Detlef Wimmer. Diese tragen das Logo der Stadt und wurden vermutlich aus öffentlichen Mitteln finanziert. Etwaige Einnahmen aus diesen Inseraten finden sich jedoch keine im Rechenschaftsbericht. Es könnte ein Verstoß gegen das Medientransparenzgesetz vorliegen, da die Inserate ein Foto des Politikers zeigen. Das sogenannte Kopfverbot, das Regierungswerbung mit Konterfei von Spitzenpolitikern verbietet, wird jedoch von keiner Behörde durchgesetzt und kontrolliert – dafür ist niemand zuständig.

Wahlkampfkosten

Für Wahlkämpfe gab die FPÖ 2013 knapp 9,3 Millionen Euro aus, darunter:

Weiterführende Informationen

Norbert Hofer

Der Dritte Präsident des Nationalrats und FPÖ-Bundesparteiobmann Stellvertreter, Norbert Hofer, trat 2016 als Kandidat der FPÖ zur Bundespräsidentenwahl an.

Norbert Hofer (am 4. Dezember 2016). Foto: Ailura, CC BY-SA 3.0 AT

Im ersten Wahlgang (2. Mai 2016) erhielt Hofer mit 1.499.971 Stimmen (35,05%) die meisten Stimmen unter allen Kandidaten. In der aufgehobenen Stichwahl am 22. Mai 2016 erhielt Hofer 49,65% der Stimmen (2.220.654) und lag damit hinter Alexander Van der Bellen (2.251.517 Stimmen, 50,35%).

Bei der Wiederholung des zweiten Wahlgangs erhielt Hofer am 4. Dezember 2016 46,2% der Stimmen (2.124.661) und unterlag damit Alexander Van der Bellen.

Die FPÖ finanzierte den Wahlkampf von Norbert Hofer mit insgesamt 8,016 Millionen Euro: 6,26 Millionen kamen demnach von der FPÖ-Bundespartei und 1,69 Millionen von FPÖ-Landesparteien. 63.490 Euro erhielt Hofers Kampagne von den Freiheitlichen in Kärnten (FKP).

Für den 1. Wahlgang und die später aufgehobene Stichwahl erhielt die Hofer-Kampagne 4,3 Millionen Euro von der FPÖ, für die Wiederholung der Stichwahl – die ursprünglich für den 2. Oktober 2016 festgesetzt war, dann aber wegen Problemen bei den Wahlkarten-Kuverts auf 4. Dezember verschoben wurde – gaben die Freiheitlichen weitere 3,7 Millionen Euro.

Ob und in welchem Ausmaß in den 8 Millionen Euro Sachspenden, insbesondere von der FPÖ finanziertes Personal, beinhaltet sind, geht aus der Offenlegung nicht hervor.

Neben den Geldern der FPÖ und der FPK sind in der Offenlegung keine weiteren Spender an die Wahlkampagne genannt (verpflichtend offenzulegen bei Spenden über 3.500 Euro).

Eine Woche vor den Wahlgängen legte die Wahlkampagne von Norbert Hofer auf ihrer Webseite erhaltene Mittel der FPÖ offen. Eine Gegenüberstellung dieser vorläufigen Offenlegungen mit der endgültigen Abrechnung zeigt, dass die Angaben vor der Wahl um ein Viertel niedriger waren als die tatsächlich erhaltenen Mittel: statt der vor der Wahl angegebenen 6 Millionen Euro wurden 8 Millionen Euro für den Wahlkampf verwendet.

Offenlegung vor der Wahl

Details zu den Finanzen aller Kandidat_Innen:

Die Wahlkampfbudgets von Norbert Hofer (8 Millionen Euro) und Alexander Van der Bellen (7,86 Millionen Euro) waren annähernd gleich hoch.

Für detaillierte Angaben zu den erhaltenen Spenden und Mitteln der anderen Kandidaten:

Weiterführende Informationen

Bundespräsidentenwahl: Wie transparent sind die Finanzen der KandidatInnen?

Wie nachvollziehbar ist die Kampagnen-Finanzierung der Kandidatin und der Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten? Wir haben am Tag vor der Wahl die Offenlegungen analysiert.

Irmgard Griss
Norbert Hofer
Richard Lugner
Rudolf Hundstorfer
Andreas Khol
Alexander Van der Bellen

Fairnessabkommen

Irmgard Griss, Alexander Van der Bellen, Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol haben sich in einem “Fairnessabkommen” unter anderem dazu verpflichtet, Einnahmen aus Spenden und Wahlkampf-Zuwendungen mit einem Wert von über 3.500 Euro samt Name und Anschrift des Spenders eine Woche vor der Wahl offen zu legen.

Freiwillige Transparenz ist wichtig, denn die gesetzlichen Bestimmungen alleine sind unzureichend: Vor der Wahl sind laut Bundespräsidentenwahlgesetz nur einzelne Spenden von mehr als 50.000 Euro auf der Kampagnen-Webseite offenzulegen.

Inwieweit die vorliegenden freiwilligen Offenlegungen vollständig sind, wird erst mehrere Monate nach der Wahl deutlich: die Einnahmen müssen von einem Wirtschaftsprüfer überprüft und binnen drei Monaten nach der Wahl dem Rechnungshof übermittelt werden, der dann allerdings nur noch deren “ziffernmäßige Richtigkeit” überprüfen darf.

Irmgard Griss (unabhängig)

Bis zum Tag vor der Wahl hat die Kampagne von Irmgard Griss 2.370 Geldspenden mit einem Gesamtwert von 878.520,86 Euro laut Offenlegung erhalten, wobei alle Spenden namentlich ausgewiesen sind.

Die mittlere Spende – jene Zuwendung, die bei einer Aufreihung aller Spenden nach aufsteigendem Wert in der Mitte liegt – beträgt 72,67 Euro, der durchschnittliche Spendenwert liegt bei 370 Euro. Auch zahlreiche Sachspenden sind offengelegt. (Kopie auf Archive.org)

Die Kampagne hat zwei Großspenden erhalten:

32 weitere Spenden von über 3.500 Euro haben einen Gesamtwert von 280.000 Euro. Die größten Spender sind:

  • 40.000 Euro von Veronika Piech (Porsche)
  • 20.000 Euro von Kathrin Gürtler (Alpen Fair Immobilien GmbH)
  • 20.000 Euro von Marinos Yannikos (Geizhals.at-Gründer)

Der Tiroler Politiker Fritz Dinkhauser und seine Ehefrau haben 5,000 Euro gespendet.

167 Spenden mit Beträgen zwischen 1.000 und 3.000 Euro machen zusammen 223.000 Euro aus; 2.168 Spenden mit einem Wert von unter 1.000 Euro kommen auf einen Betrag von 226.000 Euro.

Norbert Hofer (FPÖ)

Auf der Wahlkampf-Seite von Norbert Hofer sind Zuwendungen in Höhe von 1.941.033,67 Euro offengelegt:

Zuwendungen der FPÖ 1.907.154,08
Zuwendungen der Freiheitlichen in Kärnten 33.879,59

Die Wahlkampf-Seite führt kein Spendenkonto an. Ob es Zuwendungen von Privaten gab und ob die Offenlegung vollständig und endgültig ist, ist nicht klar ersichtlich.

Da auch die Hofer-Kampagne auch in Tageszeitungen inseriert hat, dürften die endgültigen Kosten über 1.95 Millionen Euro liegen. (Kopie der Webseite auf Archive.org.)

Richard Lugner (unabhängig)

Keinerlei Offenlegung von Finanzen oder Zuwendungen findet sich auf Richard Lugners Webseite (Kopie auf Archive.org).

In seinem Programm schreibt Lugner, er finanziere seinen Wahlkampf selbst, führt darin allerdings auch ein Spendenkonto an. Wieviel Lugner für seinen Wahlkampf ausgegeben hat, und ob es neben ihm weitere Spender gab, ist nicht nachvollziehbar.

Rudolf Hundstorfer (SPÖ)

Am Tag vor der Wahl führt die Offenlegung Zuwendungen im Gesamtwert von 1.629.862,5 Euro an. Auch nach fundierter Kritik, dass mit diesen Einnahmen der Inseraten-lastige Wahlkampf wohl nicht zu finanzieren sein dürfte, gab es keine Aktualisierung der offengelegten Spenden vor der Wahl. (Kopie auf Archive.org)

Die einzige klar nachvollziehbare Zuwendung, die vom Team Hundstorfer offengelegt wurde, sind 280.318,34 Euro vom Verein Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen.

Weitere 1.332 Millionen Euro an Geld- und Sachspenden seien von der SPÖ gekommen – jedoch sind in diesem Betrag auch “Spenden von Einzelpersonen an die Wahlbewegung Rudolf Hundsdofers über die Sozialdemokratische Partei Österreichs” enthalten, weshalb weder externe Spenden noch Zuwendungen der Partei nachvollziehbar sind.

Laut Offenlegung sind darüber hinaus insgesamt 10,200 Euro von im Firmenbuch eingetragenen natürlichen und juristischen Personen an die Kampagne Rudolf Hundsdorfers gespendet worden.

Andreas Khol (ÖVP)

Die Kampagne von Andreas Khol hat vor der Wahl erhaltene Zuwendungen von 1.678 Millionen Euro offengelegt. 1.56 Millionen Euro davon kamen von der ÖVP (1.06 Millionen Euro von der Bundespartei, 0.5 Millionen von Landesparteien). (Kopie auf Archive.org)

Kritik, dass die offengelegten Einnahmen nur einen Teil der wirklichen Wahlkampf-Aufwendungen reflektieren würden, hat die Kampagne zurückgewiesen – eine vollständige Liste aller Spenden werde zwei Wochen nach der Wahl veröffentlicht. Erst dann wird sich zeigen, ob bzw. wieviele Zuwendungen erst nach dem Wahltag abgerechnet und offengelegt werden.

Sachleistungen Personalaufwand Gesamt
ÖVP Bundespartei 963.292,96 973.71,51 1.060.664,47
ÖVP Landesparteien 400.684,13 1.051.80,02 505.864,15
von natürlichen Personen von im Firmenbuch eingetragenen Personen Gesamt
Spenden an die ÖVP Bundespartei 34.406,06 0 34.406,06
Spenden an „Mit Andreas Khol. Für Österreich“ 37.810 10000 47.810

Die Kampagne hat Einzelspenden von über 3.500 Euro namentlich offengelegt:

  • 20.000 vom Rechtsanwalt Rudolf Gürtler
  • 10.000 Euro vom Investmentbanker Thomas Marsoner
  • 5,000 Euro vom Steuerberater Helmut Marsoner

Weitere 10.000 Euro erhielt die Kampagne von der Alpine Water Produktions -u. Vertriebsgesellschaft mbH. Die Firma plante laut einem Medienbericht vor mehreren Jahren, Wasser vom Dachstein zu vermarkten. Einer der Teilhaber an der Firma ist Florian Krenkel, der ehemalige Pressesprecher von Wolfgang Schüssel, der die ersten Wochen des Khol-Wahlkampfs leitete. Geschäftsführer der Firma ist Johannes Marsoner.

Haupteigentümer der Alpine Water Produktions -u. Vertriebsgesellschaft ist die Haldenhof Privatstiftung. Deren Stifter sind Elisabeth und Karlheinz Muhr, letzterer hält auch direkte Anteile an der Alpine Water. Muhr wurde in Medienberichten und in einer parlamentarischen Anfrage als Freund von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser bezeichnet, der als Berater für die Investment Bank Lehman Brothers tätig war, als diese für das Finanzministerium im Vorfeld der Buwog-Privatisierung tätig war.

Alexander Van der Bellen (unabhängig/Grüne)

Insgesamt hat die Kampagne von Alexander Van der Bellen Zuwendungen von 2.334 Millionen Euro offengelegt, davon 1.304.409,45 Euro an finanziellen Zuwendungen.

Die Grüne Bundespartei hat Van der Bellen mit 1,156 Millionen Euro an Geldspenden unterstützt sowie mit 1.029.300 Euro an Sachspenden, unter anderem durch Personal, Büro, Plakatständern und durch die Sammlung von Unterstützungserklärungen.

Neben Zuwendungen der Grünen Bundespartei hat die Kampagne von Van der Bellen 1,358 Geld-Spenden mit einem Gesamtwert von 148.042,45 Euro offengelegt. Der Durchschnittswert dieser Spenden lag bei 109 Euro, die mittlere Spende bei 20 Euro.

Zwei Spenden lagen über EUR 3,500:

  • 20,000 Euro von Werner Lampert, dem Entwickler zweier bekannter Bio-Lebensmittelmarken großer Supermarktketten, sowie von zwei seiner Team-Mitgliedern.
  • 4,000 Euro von der Grünen EU-Abgeordneten Ulrike Lunacek

Insgesamt 911 Einzelspenden mit einem Gesamtwert von 108,244 Euro sind namentlich nachvollziehbar offengelegt. Der durchschnittliche Wert dieser Spenden lag bei 119 Euro, die mittlere Spende liegt bei 30 Euro.

Weitere 447 Zuwendungen mit einem Gesamtwert von 39,798 Euro sind ohne namentliche Nennung auf der Webseite gelistet. Der Durchschnittswert der ungenannten Spenden liegt bei knapp 90 Euro, die mittlere ungenannte Spende beträgt 20 Euro.

36 Spenden liegen im Bereich zwischen 1.000 und 3.499 Euro, 26 davon sind namentlich offengelegt. Hier finden sich unter den Spenderinnen überwiegend prominente Grün-Politikerinnen, darunter:

  • 3,000  Astrid Rössler (Landeshauptmann-Stellvertreterin der Grünen in Salzburg)
  • 2,000  Eva Glawischnig-Piesczek (Bundessprecherin und Nationalratsabgeordnete der Grünen)
  • 2,000  Ingrid Felipe (Stv. Landeshauptfrau in Tirol, stv. Bundessprecherin der Grünen)
  • 2,000  Martina Berthold (Landesrätin der Grünen, Salzburg)
  • 1,500  Lambert Schönleitner (Steirischer Landessprecher der Grünen)
  • 1,500  Gottfried Hirz (Klubobmann der Grünen, Oberösterreich)
  • 1,001  Pius Strobl (Projektmanager für den ORF, ehemaliger Grün-Politiker)
  • 1,000  Alev Korun (Grüne Nationalratsabgeordnete)
  • 1,000  Christiane Brunner (Grüne Nationalratsabgeordnete)
  • 1,000  David Ellensohn (Klubobmann der Wiener Grünen)
  • 1,000  Doris Brosz (Gemeinderätin der Grünen, Baden)
  • 1,000  Dieter Brosz (Nationalratsabgeordneter der Grünen)
  • 1,000  Barbara Sieberth (Landtagsabgeordnete der Grünen, Salzburg)
  • 1,000  Judith Schwentner (Nationalratsabgeordnete der Grünen)
  • 1,000  Volker Plass (Bundessprecher der Grünen Wirtschaft)
  • 1,000  Stefan Wallner (Bundesgeschäftsführer der Grünen Bundespartei)

Grüne Landesparteien haben die Kampagne allem Anschein nach nicht unterstützt. Drei Ortsgruppen der Grünen – Steegen, Mauthausen und Ried in der Riedmark – haben jeweils 100 Euro beigetragen.